Finanzminister Magnus Brunner

Vom Familienbetrieb über eine Aktiengesellschaft - jetzt Berufspolitiker. Finanzminister und Altmehrerauer Magnus Brunner über seine Arbeit, seinen Werdegang und was er jetzigen Schüler*innen rät.

Video: Finanzminister geht wieder zur Schule

Anfang April 2024 besuchte Magnus Brunner seine ehemalige Schule. 

„Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“

Was ist der größte Unterschied zwischen dem ehemaligen Job als Staatssekretär und der jetzigen Aufgabe als Bundesminister?

Wahrscheinlich die Verantwortung. Aber beide Ämter sind gleichermaßen wichtig und brauchen viel Einsatz und Energie, um das Beste für die Menschen in Österreich zu erreichen. 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag als Minister in Wien aus?

Das Schöne an meinen Job ist, dass er sehr vielfältig und facettenreich ist. Jeder Tag birgt neue Herausforderungen und Gegebenheiten. Eine Konstante zieht sich aber durch all meine Tage: Der Austausch mit Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen, Ländern und Lebensbereichen. Meine ganze Anstrengung bringe ich für diese Menschen: Im Kampf gegen die Auswirkungen der Pandemie und der Teuerung. 

Sie sind studierter Jurist und jetzt für Finanzfragen zuständig. Sie kommen aus der Wirtschaft: Wie gehen Sie an diese Aufgabe heran und wie groß ist Ihr Mitarbeiter- und Expertenstab?

Das Amt des Finanzministers ist eine große Verantwortung. Ich habe dazu ein großartiges Team an verschiedenen Experten und kann mich auf die gute Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Finanzministerium verlassen. Als früherer Vorstand einer Aktiengesellschaft mit einem Jahresumsatz von über 1 Mrd. Euro kenne ich die Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort. Aufgewachsen bin ich aber in einem Familienbetrieb mit rund 30 Mitarbeitern, auch das war eine gute Lebensschule. 

Bei Interviews hört man die sprachlichen Wurzeln nicht unbedingt heraus. Wie stehen Sie zu Dialekten allgemein und sollte in Gymnasien (noch) mehr auf das Hochdeutsch geachtet werden?

In Wien werde ich besser verstanden, wenn ich Hochdeutsch spreche (lacht). Ich freue mich aber immer sehr, wenn ich bei Terminen im Dialekt sprechen kann. Und natürlich spreche ich in Vorarlberg immer Dialekt. 

Im letzten Interview in den Mehrerauer Grüßen haben Sie den Schülerinnen und Schülern geraten, „so viele Fragen wie möglich [zu stellen]“. Werden Ihnen viele „blöde“ oder unangenehme Fragen gestellt und wenn ja, was sind unnötige Fragen?

Fragen zu beantworten ist ein großer Teil meines Berufs. Das mache ich gerne, denn zu antworten, heißt zu informieren und das sehe ich als meine Pflicht. Die Menschen in Österreich haben es verdient zu wissen, was der Finanzminister tut und was ihn zu seinen Entscheidungen bewegt. 

Als Motto haben Sie zudem angegeben: „Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“ Wann haben Sie zum letzten Mal das Unmögliche versucht?

Die vergangenen beiden Jahre haben uns alle vor einige große Herausforderungen gestellt, deren Lösung anfangs oft unmöglich schien. Das Unmögliche möglich zu machen bedeutet oft mutig neue Wege zu gehen und Situationen neu zu denken. 

Wie können adäquate Antworten der Europäischen Zentralbank (EZB) bzw. der Österreichischen Bundesregierung auf die aktuell massiven inflationären Tendenzen aussehen?
Die gestiegenen Energiepreise aufgrund des Ukraine-Krieges befeuern die Inflation in Europa. Darauf richtig zu reagieren, erfordert viel Fingerspitzengefühl seitens der EZB. Eben weil Geldpolitik Sache der EZB ist, werde ich hier keine Ratschläge abgeben. 

Was wir in Österreich tun können, tun wir aber: Zur Abfederung der Preissteigerungen haben wir bereits Maßnahmen im Volumen von fast 4 Milliarden Euro gesetzt. Darüber hinaus entfaltet die ökosoziale Steuerreform ab dem heurigen Jahr ihre Wirkung. Klar ist: Die momentane Situation ist für uns alle sehr herausfordernd. Wir sehen uns mit Teuerungen und hoher Inflation konfrontiert. Ich bin für den Weg struktureller Maßnahmen, statt ständig punktuell neue Maßnahmen gegen die Teuerungen zu setzen. Angesichts der aktuellen Situation ist die Abschaffung der Kalten Progression eine realistische Option, die unsere Expertinnen und Experten im Finanzministerium derzeit prüfen. 

Zu welchem Studium würden Sie einer Maturantin/einem Maturanten raten, wenn sie*er Berufspolitiker*in werden möchte?

Ich denke nicht, dass es das eine Studium gibt, das ein Garant dafür ist, ein guter Politiker oder eine gute Politikerin sein zu können. Ein Studium sollte man nach seinen Interessen und Leidenschaften wählen, denn nur was man mag, kann man auch wirklich gut machen. 

Wie würden Sie reagieren, wenn einer Ihrer Söhne das Ziel Politiker hätte?

Ich unterstütze meine Kinder bei allem, was sie tun und sich vornehmen. Sollten sie sich für eine Laufbahn in der Politik entscheiden, dann werde ich das selbstverständlich auch hier tun und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie bestmöglich unterstützen. 

Besteht der Kontakt zu ehemaligen Mitschülern immer noch?

Ja, einige Freunde aus dieser Zeit konnte ich halten. Ich denke sehr gerne an meine Schulzeit und die Erfahrungen zurück. 

 

Factbox:

Lieblingsbuch: Mir hat die Biografie von Barack Obama sehr gefallen.

Lieblingsfilm: Alles von Quentin Tarantino. 

Lieblingsmusik: Die Musik bei uns zuhause suchen mittlerweile die Kinder aus. 

Menschen, die mich inspirieren: Innovative Unternehmer*innen und visionäre Politiker*innen beeindrucken mich. Eigentlich alle Menschen, die etwas Nachhaltiges und Bleibendes schaffen.

Vorbilder in der österreichischen Politik: Persönlichkeiten wie Herbert Sausgruber und Wolfgang Schüssel haben mich geprägt.

 Bregenz, im Mai 2022

Finanzminister Magnus Brunner im Interview